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Über Sierra Leone


Eine Kurzversion für die jenigen, die nicht 20 Seiten auf Wikipedia lesen wollen mit einigen persönlichen "Erfahrungen" gespickt



Seinen Namen hat Sierra Leone von dem portugiesischen Entdecker, Pedro da Cintra. Da ihm die Gebirgslandschaft "rau und wild" vorkam, nannte er das Land Serra Leoa, was auf portugiesisch Löwengebirge heißt.   Im Laufe der Jahre wandelte sich der Name über Sierra Leoa zum heutigen Sierra Leone.

Sierra Leone liegt in Westafrika, wird im Norden von Guinea umschlossen, im Südosten grenzt es an Liberia und im Südwesten an den Atlantischen Ozean. Es liegt nördlich vom Äquator, so geht bei mir das ganze Jahr die Sonne um 06 Uhr langsam auf und um 18 Uhr langsam wieder unter. Hier herrscht also die Zeitzone 0 und somit bin ich im Winter eine Stunde hinter euch und im Sommer zwei. Sierra Leone umfasst eine Fläche von 71.740 km² und ist somit ein Stück größer als Bayern. Die Einwohnerzahl liegt bei etwa sieben Millionen, dass sind etwa so viele Menschen, wie in Berlin und Brandenburg zusammen. Allerdings gehört Sierra Leone auch zu den fünf Ländern mit der niedrigsten Lebenserwartung mit einer Erwartung von 42 Jahren. Man sieht hier auch fast keine Älteren Menschen. 42% der Menschen hier sind unter 15 und nur etwa 4% über 65 Jahren. 


Die Haupt- und größte Stadt ist Freetown mit etwa 803.000 Einwohnern. Ich wohne allerdings in der zweitgrößten Stadt: Bo. Mit 174.000 Einwohnern liegt die Stadt weit unter Freetown. Bo liegt mehr im Landesinneren, in der Südlichen Provinz. Im übrigen gibt es noch die nördliche, westliche und östliche Provinze. Von Freetown fährt man etwa vier Stunden bis Bo. Der Flughafen von Sierra Leone liegt nicht direkt in Freetown, deshalb fährt man von Bo bis nach Lungi, wo der Flughafen liegt, nur etwa drei Stunden.

Sierra Leone war von 1808 bis 1961 britische Kolonie und so ist die Amtssprache Englisch. Aber bloß weil sie hier eigentlich Englisch sprechen, heißt das nicht, dass ich hier alles verstehe. Meist wird hier Kreol, ein afrikanisches Englisch, gesprochen, dass geschrieben sehr stark nach falsch geschriebenem Englisch aussieht. So haben sie im Kreol zum Beispiel kein "th" und so heißt "Thank you" "Tanki".
In Sierra Leone gibt es 16 verschiedene Regionen, in denen, abgesehen vom Kreol, verschiedene Sprachen von den Einheimischen gesprochen werden. Lustiger Weise ist Sierra Leone aber nur in 14 Distrikte unterteilt. Im Distrikt Bo wird übrigens Mende gesprochen. So versteh ich zum Beispiel gar nichts, wenn wir in ein Dorf fahren und die Kinder mit mir reden. Die meisten haben Kreol noch nicht gelernt und die anderen afrikanischen Sprachen, haben gar keine Ähnlichkeit mit Englisch oder einer Sprache die ich spreche.

Sierra Leone zählt zu den niedrigst entwickelten Ländern der Welt, ist hoch verschuldet  und kämpft mit großer Armut. 70% der Bevölkerung lebt mit etwa 7.500 Leone am Tag, umgerechnet ist das ein Euro.
Die Ebola-Epidemie, welche von 2014 bis 2016 in ganz Sierra Leone tobte, hat die Lage noch verschlimmert. Inwiefern ich das in meinem alltäglichen Leben hier erlebe, soll das ganze Jahr über immer wieder ein Thema auf diesem Blog sein.

In Sierra Leone leben die Muslimen und Christen friedlich zusammen. Dem Islam gehören 70% der Bevölkerung an, dem Christentum 27%. Es stellt kein Problem dar, wenn Christen zu muslimischen Feiertagen in die Moschee gehen und die Muslime an christlichen Feiertagen in die Kirche. Oft gibt es hier auch Ehe zwischen einem Muslim und einem Christen. Das ist eine Sache die man vielleicht auch in der westlichen Welt gut gebrauchen könnte.

Das Klima ist tropisch-feucht und Sierra Leone gehört zu den feuchtesten Regionen in Westafrika. Das Jahr gliedert sich hier in Trocken- und Regenzeit. Ich befinde mich gerade am Anfang der Trockenzeit, die von Dezember bis April geht, allerdings sind Dezember und Januar noch kühler, auf Grund eines Windes aus der Sahara. Die heißesten Monate sind Februar bis April mit etwa 40 Grad und ohne Niederschlag. Die Regenzeit beginnt dann ab Mai und dauert bis November, wobei sich der Regen langsam steigert. So beginnt Mai damit das es etwa einmal in der Woche regnet, im August regnet es dann mindestens einmal am Tag. Zum November hin ebbt es wieder ab.

In Sierra Leone gibt es regelmäßig Stromausfall. Seitdem ich hier bin, gab es nur einen Tag, an dem der Strom von 20 bis 23 Uhr nicht weg war. Oft ist er auch tagsüber für ein paar Stunden weggewesen. Allerdings haben wir immer Licht, da wir eine Solaranlage auf dem Dach haben. 

Erwähnt werden muss hier auch, dass von 1991 bis 2002 hier ein Bürgerkrieg tobte. Der ist allerdings sehr kompliziert und noch komplizierter zu erklären, würde ich hier also Anfangen würden wir doch noch auf die 20 Seiten kommen. Im übrigen hat die diktatorische Regierung gegen die Rebellen, Revolutionary United Front (RUF), gekämpft. Fast alle jungen Menschen, die heute um die 20 sind, waren hier Kindersoldaten. Das hat das Land sehr geprägt.


Wenn ihr etwas lesen wollt in dem der Bürgerkrieg und grundlegende Dinge über Sierra Leone gut und verständlich erklärt wird, lest das Buch "Auf den Fährten des Teufels: Zu Fuß durch Sierra Leone und Liberia" von Tim Butcher.

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