Ich saß letztens über meinem Blog und habe überlegt was ich genau zu meinem nächsten Thema machen sollte, da fiel mir auf, dass ich in den neun Monaten nie ausführlich erklärt habe, was ich genau hier mache bzw. warum ich nach Sierra Leone gegangen bin. Das möchte ich hiermit gerne nachholen.
Dienstag. Neun Uhr morgens. Wir sind wiedermal zu spät dran, weshalb ich nun schnell die
Materialien für die erste Stunde raussuche und die Kinder Zähneputzen. Wovon ich denn jetzt genau rede? Von Homeschooling. Lotte und Pepe sind die Kinder von Milli und Jan und werden zu Hause mit der deutschen Fernschule unterrichtet. Von mir. Materialien und ausgearbeitete Lektion werden von der deutschen Fernschule zur Verfügung gestellt. Aber halt!
Was ist die deutsche Fernschule? Die deutsche Fernschule hat ihren Sitz in Wetzlar (Hessen) und ist die einzige, vom deutschen Staat anerkannte, Fernschule bei der man nach abgeschlossenem Schuljahr ganz normal in einer deutschen Schule weitermachen kann.
Meine Vorbereitung besteht also darin, im voraus die Lektionen durchzugehen, gegebenenfalls Sachen vorzubasteln, Materialien zusammenzusuchen, Material zu besorgen, was nicht mitgeschickt wurde und natürlich morgens alles so vorzubereiten, dass wir gleich mit der Schule loslegen können.
Die erste Stunde ist Deutsch. Sowohl bei Lotte, wie auch bei Pepe. Während ich heute mit Pepe den Buchstaben O vertiefe, mit ihm singe, die Handpuppe Globulus spiele und darauf achte, dass er das O in die richtige Richtung schreibt, sitzt Lotte einen Tisch weiter über dem Märchen "Die Bremer Stadtmusikanten".
Noch vor etwa zwei Wochen sah die ganze Situation anders aus. Da saß ich neben Lotte, ging mit ihr ihre Lektionen durch und Pepe machte Vorschulaufgaben, die man alleine erledigen konnte. Im Januar habe ich mit den beiden das Schuljahr angefangen. Für Lotte das 2. Schuljahr, für Pepe die Vorschule.
Doch nach einiger Zeit war klar, dass Pepe mehr machen konnte, als nur die eine vorgegebene Vorschulstunde am Tag und so machten wir meist zwei Stunden und waren im August fertig mit dem Vorschulkurs, wobei Lotte nun erst am Ende des dritten Quartals ist und somit wohl im Dezember die 2. Klasse abschließen wird. Pepe hat nun also pünktlich zum deutschen Schulstart mit der ersten Klasse angefangen und ist auch ziemlich motiviert. Er kann schon gut die Unterschiede in Buchstaben bzw. Wörter erkennen. Auch wenn er noch nicht lesen kann hat er bei einem Memory, wo hinten die Wörter zu den Bilder stand, gleich am Anfang den Zusammenhang zwischen Bildern und Schrift erkannt, so dass ich gar nicht zum Zug kam. Dennoch muss man wohl sagen, dass Pepes Stärken mehr im mathematischen Bereich liegen, als in Deutsch.
In Mathe haben Pepe und ich uns die letzten beiden Wochen noch nicht mit rechnen beschäftigt. Zuerst ging es um Gedächtnistraining, Zählen, links und rechts lernen und Unterschiede erkennen. Pepe ist in Mathe sehr schnell, auch im Verständnis. Bei Lotte ist es lustigerweise anders rum, sie liest sehr gut, so dass man nicht merkt, dass sie in der zweiten Klasse ist und schreibt vom Gefühl her oft die richtige
Rechtschreibung, weshalb ihr Deutsch sehr leicht fällt. Mathe aber nicht. Seit dem zweiten Quartal beschäftigen Lotte und ich uns immer wieder mit den Einmaleinsreihen. Kennengelernt hat sie schon die 2er, 5er, 10er, 4er, 8er, 3er und 6er und an sich versteht sie diese auch gut, allerdings mache ich bei ihr die Stunden mit mehr Zeit und auch die Division fällt ihr noch etwas schwer. Doch dafür, dass die deutsche Fernschule sehr schnell mit dem Stoff vorangeht -ich kann mich nicht erinnern schon in der zweiten Klasse Multiplikation und Division gelernt zu haben - macht Lotte das super. Beide sind einfach sehr intelligente Kinder denen es Spaß macht beim Lernen zu zuschauen und wo es einfach interessant ist, dass ihre Stärken und Schwächen sehr unterschiedlich sind.
Es gibt noch ein weiteres Fach in dem beide von mir unterrichtet werden: Sachkunde. Sachkunde findet im Gegensatz zu Mathe und Deutsch, die an allen fünf Tagen dran sind, nur dreimal die Woche statt. In Sachkunde beschäftigen wir uns meist zwei Wochen mit einem Thema. Die gehen über Körper und Gesundheit über Tiere und Pflanzen bis zu Medien und Freizeitgestaltung. Mit Lotte habe ich zum Beispiel vor einigen Monaten ein Schulbeet angelegt (für das Thema Frühblüher und
Pflanzenwachstum), ein Thermometer gebastelt (um besser zu verdeutlichen wie ein Thermometer funktioniert) und die letzten zwei Wochen haben wir uns mit Hunden und ihren Berufen beschäftigt. Bei Pepe haben wir noch nicht so viel gemacht. In der ersten Woche wurden ihm grundlegene Sachen für den Sachunterricht nah gebracht und diese Woche haben wir uns verschiedene Spiele angeschaut, an die man sich wohl erinnern kann, wenn man überlegt, was man denn spielen soll. Dazu gehörten Brettspiele, Spielplätze und auch spiele die schon im Mittelalter gespielt wurden, wie Murmeln (wobei das damals noch keine Murmeln waren, sonder Tonkugeln).
In der zweiten Klasse kann man Englisch dazu wählen, wobei es einem von der deutschen Fernschule nahgelegt wird, damit auch die Grammatik geübt wird, selbst wenn man in einem englisch-sprachigen Land lebt. Englisch hat Lotte ebenfalls dreimal die Woche, was ihr sehr viel Spaß macht. Hier lernen wir viel mit englischen Liedern, Hörspielen und Globulus der Handpuppe und wir basteln viel.
Gleichzeitig gibt es zu einigen Stunden auch Workbookseiten die sie bearbeiten muss um die neu gelernten Wörter auch schreiben zu lernen. Regelmäßig schicken wir Audioaufnahmen ein und vor einiger Zeit wurde Lotte dann gefragt, ob sie einige der Aufnahmen von Lotte für ihre Werbung benutzen können, weil ihre Aussprache schon so gut sei. Das kommt wohl zum Großteil daher, dass sie sich viel auf Englisch verständigen muss und in den anderthalb Jahren hier sehr viel Englisch gelernt hat, allerdings wird bei den Aufnahmen auch auf die richtige Aussprache der Lernhilfe geachtet und deshalb finde ich, kann ich schon etwas stolz auf mich sein.
Als Zusatzkurs hat Lotte noch Kunst belegt, was wir einmal die Woche machen. Ich muss sagen, dass ich echt begeistert von dem Kurs bin, denn wer mich kennt, weiß, dass ich eigentlich nie wirklich viel mit Kunst am Hut hatte. Doch an dem Kunstkurs hab sogar ich Spaß und lerne jetzt mit Lotte zusammen die schönen Seiten am Malen kennen. Manchmal malen wir mit Buntstiften, aber auch mit Filzstiften, Pastell-Ölkreiden und Acrylfarben. Wir beschäftigen uns immer einige Lektionen mit einem Künstler und seinen typischen Merkmalen. Somit ergibt sich für Lotte aber auch ein voller Stundenplan: An drei Tagen der Woche hat sie drei Stunden, am Dienstag und Mittwoch vier. Pepe steigt da etwas kleiner ein mit zwei Tagen á zwei Stunden und drei Tagen á drei. Somit bin ich aber unter der Woche immer von 9 bis 13 Uhr vollends mit der Schule beschäftigt.
Wie wird Lottes und Pepes Lernstand getestet? Lotte und Pepe schreiben immer wieder Tests in ihren Lektionen, die von mir in Versandabschnitten gesammelt und dann von Jan per Mail abgeschickt werden. Also bewerte und benote ich die beiden nicht. Ich gebe gegebenfalls Rückmeldungen an die Betreuungslehrkraft, die die Tests bekommt, über die Lernmotivation und -erfolge in den letzten Lektionen oder auch Probleme die in den einzelnen Lektionen auftreten. Die Betreuungslehrkraft sitzt in Deutschland und ist dort selbst an einer Grundschule als Grundschullehrerin tätig. Natürlich gibt es viele von ihnen, die einem zum Schuljahresbeginn zugeordnet wird, denn mit der deutschen Fernschule lernen etwa 500 Kinder. Alle dieser Kinder befinden sich außerhalb Deutschlands, Österreichs oder der Schweiz, da du dort verpflichtet bist dein Kind in eine Schule zu schicken und somit ist der Fernschulunterricht auch extra für Kinder in anderen Ländern ausgelegt. In vielen Lektionen wird
ihnen erklärt, wie das in Deutschland läuft, dann aber zu Gesprächen angeregt, die sich damit beschäftigen wie es in dem Land, in dem das Kind lebt, vom Gesetz vorgeschrieben ist, z.B. bei Verkehrsregeln. Ihr seht: Ich bin wirklich beeindruckt vom Homeschooling, doch Pepe und Lotte freuen sich auch sehr darauf irgendwann wieder in eine normale Schule zu gehen. Oft fehlen ihnen einfach die Schulkameraden mit denen man Blödsinn machen kann.
Dienstag. Neun Uhr morgens. Wir sind wiedermal zu spät dran, weshalb ich nun schnell die
Materialien für die erste Stunde raussuche und die Kinder Zähneputzen. Wovon ich denn jetzt genau rede? Von Homeschooling. Lotte und Pepe sind die Kinder von Milli und Jan und werden zu Hause mit der deutschen Fernschule unterrichtet. Von mir. Materialien und ausgearbeitete Lektion werden von der deutschen Fernschule zur Verfügung gestellt. Aber halt!
Was ist die deutsche Fernschule? Die deutsche Fernschule hat ihren Sitz in Wetzlar (Hessen) und ist die einzige, vom deutschen Staat anerkannte, Fernschule bei der man nach abgeschlossenem Schuljahr ganz normal in einer deutschen Schule weitermachen kann.
Meine Vorbereitung besteht also darin, im voraus die Lektionen durchzugehen, gegebenenfalls Sachen vorzubasteln, Materialien zusammenzusuchen, Material zu besorgen, was nicht mitgeschickt wurde und natürlich morgens alles so vorzubereiten, dass wir gleich mit der Schule loslegen können.
Die erste Stunde ist Deutsch. Sowohl bei Lotte, wie auch bei Pepe. Während ich heute mit Pepe den Buchstaben O vertiefe, mit ihm singe, die Handpuppe Globulus spiele und darauf achte, dass er das O in die richtige Richtung schreibt, sitzt Lotte einen Tisch weiter über dem Märchen "Die Bremer Stadtmusikanten".
Noch vor etwa zwei Wochen sah die ganze Situation anders aus. Da saß ich neben Lotte, ging mit ihr ihre Lektionen durch und Pepe machte Vorschulaufgaben, die man alleine erledigen konnte. Im Januar habe ich mit den beiden das Schuljahr angefangen. Für Lotte das 2. Schuljahr, für Pepe die Vorschule.
Doch nach einiger Zeit war klar, dass Pepe mehr machen konnte, als nur die eine vorgegebene Vorschulstunde am Tag und so machten wir meist zwei Stunden und waren im August fertig mit dem Vorschulkurs, wobei Lotte nun erst am Ende des dritten Quartals ist und somit wohl im Dezember die 2. Klasse abschließen wird. Pepe hat nun also pünktlich zum deutschen Schulstart mit der ersten Klasse angefangen und ist auch ziemlich motiviert. Er kann schon gut die Unterschiede in Buchstaben bzw. Wörter erkennen. Auch wenn er noch nicht lesen kann hat er bei einem Memory, wo hinten die Wörter zu den Bilder stand, gleich am Anfang den Zusammenhang zwischen Bildern und Schrift erkannt, so dass ich gar nicht zum Zug kam. Dennoch muss man wohl sagen, dass Pepes Stärken mehr im mathematischen Bereich liegen, als in Deutsch.
In Mathe haben Pepe und ich uns die letzten beiden Wochen noch nicht mit rechnen beschäftigt. Zuerst ging es um Gedächtnistraining, Zählen, links und rechts lernen und Unterschiede erkennen. Pepe ist in Mathe sehr schnell, auch im Verständnis. Bei Lotte ist es lustigerweise anders rum, sie liest sehr gut, so dass man nicht merkt, dass sie in der zweiten Klasse ist und schreibt vom Gefühl her oft die richtige
Lernen am Einmaleinsplan |
Es gibt noch ein weiteres Fach in dem beide von mir unterrichtet werden: Sachkunde. Sachkunde findet im Gegensatz zu Mathe und Deutsch, die an allen fünf Tagen dran sind, nur dreimal die Woche statt. In Sachkunde beschäftigen wir uns meist zwei Wochen mit einem Thema. Die gehen über Körper und Gesundheit über Tiere und Pflanzen bis zu Medien und Freizeitgestaltung. Mit Lotte habe ich zum Beispiel vor einigen Monaten ein Schulbeet angelegt (für das Thema Frühblüher und
Beim Beet anlegen |
In der zweiten Klasse kann man Englisch dazu wählen, wobei es einem von der deutschen Fernschule nahgelegt wird, damit auch die Grammatik geübt wird, selbst wenn man in einem englisch-sprachigen Land lebt. Englisch hat Lotte ebenfalls dreimal die Woche, was ihr sehr viel Spaß macht. Hier lernen wir viel mit englischen Liedern, Hörspielen und Globulus der Handpuppe und wir basteln viel.
Englischunterricht |
Als Zusatzkurs hat Lotte noch Kunst belegt, was wir einmal die Woche machen. Ich muss sagen, dass ich echt begeistert von dem Kurs bin, denn wer mich kennt, weiß, dass ich eigentlich nie wirklich viel mit Kunst am Hut hatte. Doch an dem Kunstkurs hab sogar ich Spaß und lerne jetzt mit Lotte zusammen die schönen Seiten am Malen kennen. Manchmal malen wir mit Buntstiften, aber auch mit Filzstiften, Pastell-Ölkreiden und Acrylfarben. Wir beschäftigen uns immer einige Lektionen mit einem Künstler und seinen typischen Merkmalen. Somit ergibt sich für Lotte aber auch ein voller Stundenplan: An drei Tagen der Woche hat sie drei Stunden, am Dienstag und Mittwoch vier. Pepe steigt da etwas kleiner ein mit zwei Tagen á zwei Stunden und drei Tagen á drei. Somit bin ich aber unter der Woche immer von 9 bis 13 Uhr vollends mit der Schule beschäftigt.
Wie wird Lottes und Pepes Lernstand getestet? Lotte und Pepe schreiben immer wieder Tests in ihren Lektionen, die von mir in Versandabschnitten gesammelt und dann von Jan per Mail abgeschickt werden. Also bewerte und benote ich die beiden nicht. Ich gebe gegebenfalls Rückmeldungen an die Betreuungslehrkraft, die die Tests bekommt, über die Lernmotivation und -erfolge in den letzten Lektionen oder auch Probleme die in den einzelnen Lektionen auftreten. Die Betreuungslehrkraft sitzt in Deutschland und ist dort selbst an einer Grundschule als Grundschullehrerin tätig. Natürlich gibt es viele von ihnen, die einem zum Schuljahresbeginn zugeordnet wird, denn mit der deutschen Fernschule lernen etwa 500 Kinder. Alle dieser Kinder befinden sich außerhalb Deutschlands, Österreichs oder der Schweiz, da du dort verpflichtet bist dein Kind in eine Schule zu schicken und somit ist der Fernschulunterricht auch extra für Kinder in anderen Ländern ausgelegt. In vielen Lektionen wird
ihnen erklärt, wie das in Deutschland läuft, dann aber zu Gesprächen angeregt, die sich damit beschäftigen wie es in dem Land, in dem das Kind lebt, vom Gesetz vorgeschrieben ist, z.B. bei Verkehrsregeln. Ihr seht: Ich bin wirklich beeindruckt vom Homeschooling, doch Pepe und Lotte freuen sich auch sehr darauf irgendwann wieder in eine normale Schule zu gehen. Oft fehlen ihnen einfach die Schulkameraden mit denen man Blödsinn machen kann.
Auf so einer Reise kann man bestimmt sehr gut Englisch lernen. Ich werde auch versuchen meine Fähigkeiten zu verbessern.
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