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Einmal Kurzurlaub in Lakka Beach bitte

Über Lakka und Freetown

Am Samstag, den 07. Januar, stand ich um 5.30 Uhr auf. Denn wir wollten um 6.00 Uhr losfahren, Richtung Freetown. Allerdings hatte ich meinen Pass vergessen und so ging es erst um 6.15 Uhr los. Und bevor es richtig in Richtung Freetown ging fuhren wir noch bei Ruth vorbei, um sie abzuholen. Gegen 9.30 Uhr waren wir dann in Kant um Susi und Arthur abzuholen, die eine Woche auf Bananaisland verbracht habe und danach ging es anderthalb Stunden über eine Huckelroad nach Lakka Beach.
Lakka ist eine kleines Dorf an der Küste, etwa 10 Meilen westlich von Freetown. Der Hauptverdienst ist hier der Tourismus, neben dem Fischfang. Denn Lakka ist bekannt für seinen langen Strand, der im Gegensatz zu den anderen Stränden, nicht voll Müll ist. Der wird hier jeden Morgen verbuddelt. Hier gibt es einige HotelsDie Hotels in Lakka Beach werden gerne von weißen in Anspruch genommen. Ich habe hier so viele weiße gesehen, wie im ganzen letzten Monat zusammen. 
Eins davon ist das von Peter. Peter kommt ursprünglich aus Deutschland, lebt nun aber schon zehn Jahre hier
in Sierra Leone und seit etwa dreißig Jahren im Ausland. Er vermietet zwei kleine Zimmer, die quasi direkt am Strand liegen, hat einen kleinen Strandimbiss, in dem es auch Hummer gibt und bietet ein super leckeres Frühstück an. Bei ihm hatten Ruth und ich ein Zimmer.
Nach dem Mittagessen bei Peter um 13 Uhr fuhren wir nach Freetown. Wenn man gut durchkommt, braucht man von Lakka Beach nach Freetown etwa 30 Minuten. Da hier aber meist Stau ist, es wird auch einfach Freetown Traffic genannt, braucht man meist eher anderthalb Stunden.
In Freetown wurde dann der Big Market, der Touristenmarkt, besucht. Und ich kann euch sagen, es ist wirklich ein Touristenmarkt! Hier ist manches teurer, als anderswo und hier werden Dinge verkauft, die traditionell sein sollen, aber wirklich gar nichts mit Sierra Leone zu tun haben und du diese Sachen niemals irgendwo anders in Sierra Leone finden würdest. Danach machten wir uns auf zu Haijian. Einem chinesischen Restaurant mit Karaoke, den man von außen nicht erkennt. Es hängt nämlich keinerlei Schild draußen und man fährt in einen kleinen Hinterhof, um zu ihm zu gelangen. Obwohl sich das nicht nach den optimalen Bedingungen anhört, ist das ein sehr gutes Restaurant und eine Freundin von Mili meinte mal, dass wäre das beste chinesische Essen außerhalb Chinas.
Bevor ich mit dem nächsten Tag starte würde ich gerne noch etwas zur Namensgebung von Freetown schreiben. Im 19. Jahrhundert beschlossen die Briten, die ehemalige Kolonialmacht von Sierra Leone, dass die freigelassenen Sklaven sich nicht gut in Groß Britannien machten, da sie oft als Obdachlose endeten. So brachten sie die alten Sklaven mit einem Schiff, nach Sierra Leone. Dabei achteten sie aber nicht darauf, woher die ehemaligen Sklaven ursprünglich stammten, da es ihrer Meinung nach egal war, denn "sie sind doch einfach nur schwarze. Da gibt es doch keine Unterschiede?!". So kam es, dass dort auch Guineaner, Kenianer etc. angesiedelt wurden, die gar nichts mit Sierra Leone am Hut hatten. Das ist auch der Grund, weshalb es auch noch heute so viele verschiedene Ethnien hier gibt (Es gibt 16). 
Aber zurück zu Freetown. Das Schiff mit den Sklaven kam im Hafen von Freetown an und da die Sklaven nach dem sie das Schiff verlassen hatten offiziell und total frei waren, nannte man den Ort an dem sie ankamen Freetown.

Das Schimpansen-Auswilderungszentrum


Am nächsten Tag ging es für Susi, Arthur und mich nach Tacugama, dem Schimpansen-Auswilderungszentrum bei Freetown. Tacugama ist das bekannteste Schutzprojekt Sierra Leones. Hier wird die Schimpansenpopulation aktiv geschützt mit großer internationaler Unterstützung. Generell gilt Sierra Leone als das größte Affenschutz- und -rückzug-Gebiet der Erde. Der Schwerpunkt liegt in Tacugama auf Schimpansen, die ehemals als Haustiere gehalten wurden. 
Schimpansen gehören zu der Gattung Menschenaffen, sind hoch intelligent und haben eine genetisch Übereinstimmend von 98% mit einem Menschen. So nutzen Wilde Schimpansen zum Beispiel "Werkzeuge", wie Stöcker und Steine um an ihr Essen und Trinken zu kommen oder wurden dabei beobachtet, wie sie Holz an den Füßen verwendeten, um sich vor den Dornen des Kapokbaumes zu schützen. Schimpansen sind soziale Tiere und leben in Gruppen von 20 bis 100 Affen, in denen es ein Alphamännchen gibt, das von zwei oder drei anderen Männern unterstütz wird. Schimpansen tanzen auch in Gruppen bei Regen oder um andere Männchen zu beeindrucken. Die Zahl der westlichen Schimpansen, die in der Wildnis leben liegt zwischen 25 000 und 50 000.
Seit August 2007 ist der Besitz und Handel von Schimpansen in Sierra Leone verboten und alle Tiere müssen an Tacugama abgegeben werden. Hier werden die Schimpansen betreut und auf die Auswilderung vorbereitet. Da bisher aber noch kein geeignetes Gebiet gefunden wurde, wurden bisher noch keine Tiere wirklich ausgesetzt. Im Jahr 2006 gab es einen Ausbruch von einigen Schimpansen, bei dem 6 Menschen ums Leben kamen. Einer der Affen, Bruno, hatte herausgefunden, wie man den Riegel vom Abgesperrten Gebiet öffnet, in dem er jeden Tag einem der Menschen aufmerksam zu schaute. 3 Schimpansen werden immer noch vermisst. 
Auch während des Bürgerkriegs blieb der Park geöffnet. An einem Affen konnte man besonders erkennen, dass Krieg nicht nur Menschen betrifft. Auch nach dem Ende des Kriegs zeigte eine der Affen Spätfolgen auf, in dem er sich Haare ausriss, schrie und sich selbst verletzte. Er starb einige Jahre später.
Der Eintritt kostet 100.000 Leone, das sind etwa 12 Euro. Sehr viel für die Führung die man hier bekommt, aber das Geld wird hauptsächlich ins Projekt gesteckt, z.B. um Biologen aus aller Welt zu bezahlen oder Essen für die Schimpansen zu kaufen etc. Dafür kann man auch mal mehr zahlen.
Mir hat das Zentrum sehr gut gefallen, da man wirklich sehen konnte, dass es den Schimpansen hier gut geht. Sie sahen viel gesünder aus, als die Tiere in unseren Zoos oder Tiergärten. Ich hoffe sehr, dass sich bald ein geeignetes Gebiet für die Schimpansen findet. Sollte einer von euch mal nach Sierra Leone kommen, kann ich ihm das Auswilderungszentrum nur ans Herz legen.
Den Rest des Tages verbrachten wir am Cockle Point, einem Imbiss und einer Badestelle. Allerdings vermitteln einem die ganzen weißen Menschen dort eher das Gefühl von einem Tag am See in Deutschland, abgesehen von den Karibischen Aussichten. Aber eine Warnung habe ich noch: Hier sind Süßwasser und Salzwasser gemischt, deshalb ist es hier nicht zu 100% sicher, dass man sich keine Parasiten einfängt.

Einmal Luxus bitte

Am 09.Januar ging es wieder rein nach Freetown und wieder zum Big Market. Diesmal hatte ich bessere Laune und konnte auch besser die Leute abwimmeln, in dem ich ganz ehrlich sagt, dass ich nur schauen wollte und somit die Leute verwirrte. Während Susi und Arthur sich danach durch die Gassen schlugen, lief ich mit den Janietz Richtung Auto am Cotton Tree vorbei. Der Cotton Tree ist das Wahrzeichen Freetowns. Er ist einer dieser besagten Kapokbäume und steht dort seit mindestens 1792. Hier wurden alle wichtigen Verträge unterzeichnet und er steht für Friede und Reichtum.
Auf dem Rückweg nach Lakka Beach fuhren wir an der Basha-Bakery vorbei, um nach einem Monat endlich mal wieder Kuchen zu essen, den wir nicht vorher backen mussten. Hier gibt es sehr leckere Sahnekuchen, Donuts und Biskuitrollen. Abends ging es dann in die Crown Bakery. Auch wenn es Bakery heißt, ist es eigentlich ein Restaurant. Das ist ein Restaurant in dem man ausnahmsweise gute Pizza, Burger und ähnliches für Sierra Leonische Verhältnisse bekommt. Das ist auch einer der Gründe, dass hier nur reiche Sierra Leoner und weiße Menschen hingehen.
Am nächsten Tag ging es dann mehr als vier Stunden für uns zurück nach Bo, wobei es für mich immer noch interessant ist, die afrikanische Landschaft an mir vorbei ziehen zu sehen (Wenn ihr auf den Link bei den Bildern klickt, könnt ihr in drei Videos diese Landschaft und auch die Freetowner Landschaft sehen)
Mein Fazit zu diesem Kurzurlaub: Freetown fühlt sich für mich schon nach einem Monat sehr luxuriös an, weil man hier die Möglichkeit hat gut essen zu gehen, Sachen zu kaufen, die wir in Bo nicht bekommen und Kuchen zu essen. Und wenn es nur Croissant sind. Allerdings fühlt es sich neben dem guten Gefühl auch sehr schlecht an, all diese Sachen zu essen, da mir dadurch auch sehr stark bewusst ist, wie viel reicher ich bin, als die meisten Menschen hier und dass ich im Prinzip, die Möglichkeit habe, wie ein König hier zu leben. Dafür bin ich sehr dankbar! Freetown ist auf der anderen Seite aber auch sehr überlaufen, voll, laut und um einiges dreckiger als Bo und so bin ich sehr froh, nun wieder zurück zu sein, mit der Schule gestartet zu haben und erst in einem Monat mal wieder in Freetown vorbeischauen kann. 

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