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Kenema

An solchen Ständen kannst du Sim-Karten oder Guthaben
gewinnen
Über das Wochenende, am 09.und 10.12, haben Tabea und ich einen spontan Trip nach Kenema gemacht. Also geplant war schon länger da hinzufahren, aber wir haben es nicht gemacht. Am Freitag morgen haben wir dann also ganz spontan gesagt: Morgen geht es übers Wochenende nach Kenema! Am Abend wurde sich dann allerdings noch um entschieden. Es sollte nur ein Tagestrip werden, da Tabea gerne basteln wollte am Sonntag. Am Ende wurde dann aber doch alles ganz anders, wie sich später noch zeigen wird.

Als wir am Samstag morgen, gegen halb neun, das Grundstück verließen, war es noch ziemlich kühl. Für mich persönlich ist das die schönste Zeit am Tag. Der Nachteil ist nur, dass je kühler der morgen ist, desto wärmer der Tag wird. Im podapoda (18.000 SLL von Bo nach Kenema) warteten wir dann noch ziemlich lange bis das podapoda voll war. Voll heißt, dass der Kofferraum vollgestellt ist, ganz hinten vier Personen auf drei Sitzen sitzen, in der Mitte nochmal vier auf drei und vorne zwei. Während der Fahrt lief dann afrikanische Musik, wobei sich herausstellte, dass es eine afrikanische Version von dem Lied "I have a dream" von ABBA gibt. Die Fahrt an sich verlief relativ entspannt. Es wird ein paar Mal bei Policestops angehalten, an denen er einige Minuten mit den Polizisten diskutiert und dann weiterfahren darf. Noch entspannter wird es dann kurz vor Kenema. Es wird öfter angehalten um Menschen rauszulassen, es wird also leerer. Auch wird angehalten um ein paar Sachen abzugeben oder abzuholen. Noch nicht ganz in der Innenstadt lassen wir uns rausschmeißen, da wir beide so dringend auf die Toilette müssen.
Ausblick im Paloma
Danach entscheiden wir uns auf eigene Faust loszulaufen. Wir lassen uns also treiben. Wir laufen die Straßen und Wege lang auf die wir Lust haben, die schön aussehen etc. Dabei balancieren wir dann auch eine Mauer entlang, die auf der einen Seite von dreckigem Wasser, auf der anderen von Gras gesäumt ist. Auf die spontane Eingebung kam ich durch ein kleines Mädchen, die das selbe tat. Wir balancierten also an Häusern und Wäscheleinen vorbei und kamen an einer Ruine raus, die im Schatten vieler Bäume stand. Der Ort scheint als afrikanischer Spielplatz zu dienen, denn um uns rum liefen nun ganz viele Kinder und nirgendwo war ein Erwachsener zu sehen. Nachdem wir nun wieder richtigen Wegen folgten, kamen wir nach einer Weile wieder auf eine größere Straße.
Ausblick über Kenema
Da wir so gar nicht wussten, wo wir sind entschieden wir uns nun ein Okada zum Clocktower von Kenema zu nehmen, dann konnten wir uns wenigstens auf der Karte orientieren. Als wir dem Okadafahrer nun erklärt hatten, wo wir hin wollten, schaute der uns ganz verwirrt an und ich sagte noch zu Tabea: "Sicher ist der Clocktower hier in 100 Metern". Und tatsächlich fuhren wir nun um eine Kurve und waren schon da. Wir lachten und erklärten dem Fahrer noch, dass wir uns hier nicht auskennen und deshalb nicht wussten, wo der Clocktower ist.
Brennende Felder
Von dort schlug es uns in eine Gasse mit vielen Ständen. Das war der Anfang des Marktes. Das wussten wir da aber noch nicht. Allerdings begannen wir gleich einige Sachen zu kaufen, die wir noch nie oder nur sehr selten in Bo gesehen haben. So hatten wir nach dem Markt ein Weihnachtsgeschenk für Lotte, an den Ständen mit Kindersachen, die es in Bo fast gar nicht gibt, Stoffe und eine Latzhose bekommen. Der Markt in Kenema ist viel größer als in Bo. Er erstreckt sich über ein großes Netz von langen Straßen. Als wir dann genug hatten, hatten wir das Glück auf eine Weiße zu treffen, die uns den Weg raus aus dem Markt und zum Restaurant Paloma beschreiben konnte. Apropo Weiße: Gefühlt habe ich an diesem Tag mehr Weiße in der Stadt gesehen, als jemals in Bo. Zum Mittagessen waren wir dann also im Paloma. Die haben dort eine tolle Terasse mit Blick auf die Berge. Das hat uns so beeindruckt, berührt und gefallen, dass wir anfingen unser Geld zu zählen, ob wir genug mit haben, um doch spontan über Nacht zu bleiben. Resultat: Es würde wohl knapp werden, aber es reichte. Wir ließen uns nun viel Zeit beim Essen, holten uns unseren Zimmerschlüssel, freuten uns über unser Zimmer (das einen Fernseher, AC, Wlan, Frühstück... - also westliches Standard - hatte), packten dann um und machten uns auf, zurück in die Stadt.
Wanderung durch die Kambui Hills
Wir gingen zum Supermarkt, denn in Sierra Leone hat jeder Supermarkt andere Waren. Es kommt wohl darauf an, welche Connections der Besitzer hat. Wir deckten uns also mit Sachen ein, die wir in Bo nicht bekommen, z. B. Teelichter, und entschieden dann uns jetzt mal die Kambui Hills von nahem anzusehen. Da hinzukommen war erstmal ein Abenteuer für sich, denn unser Okadafahrer versicherte uns er wüsste wo das ist, was sich später als falsch herausstellte. Dann erklärten wir ihm nochmal alles, zeigten auf die Stelle im Reisefüherer und dann brachte er uns doch noch zu einer Stelle, von der man einen super Ausblick hat. Von dort liefen Tabea und ich weiter Richtung Berge. Vorbei an brennenden Feldern - es ist nicht geklärt, ob das absicht war oder nicht, denn hier werden Felder in der Trockenzeit abgebrannt, um sie danach umpflügen zu können und neu zu bepflanzen - kamen wir schließlich oben auf einem Hügel an. Von da an ging es steil bergab, denn der Weg ist in der Regenzeit Teil eines Flusses. Wir kletterten also hinunter und unten erwartete uns ein kleiner Wasserfall, wo wir uns ein wenig ausruhten. Weiter zu gehen war keine Option, da ab dort der Wald zu dicht wurde. So machten wir uns also auf den Rückweg. Wir ließen uns nochmal am Markt absetzen, wo wir auch das Weihnachtsgeschenk für Jan fanden.

Zurück im Guesthouse ruhten wir uns aus, bevor wir uns zu halb acht zum Essen aufmachten. Nach dem Essen saßen wir einfach nur da und hingen unseren Gedanken nach. Das tat ich zumindest und das war sehr schön. Mir ist nämlich aufgefallen, dass ich das schon voll lange nicht mehr getan habe. Und das ist voll schade. Früher, wenn ich wandern war mit Mama und Papa, konnte ich mir stundenlang Geschichten im Kopf ausdenken und auch vor dem schlafen gehen oder beim Bahn fahren. Einfach immer, wenn mein Kopf unterfordert war. Heutzutage kommen so 'ne Phasen fast gar nicht mehr vor und selbst wenn, fällt es mir schwer. Klar, das hängt vielleicht damit zusammen, dass mit kommendem Alter die Phantasie nachlässt. Aber ich glaube auch, dass "Training" und die Tatsache, dass uns vermittelt wird - von der Gesellschaft - das einem nicht langweilig sein darf und das man unbedingt was tun muss, aber wenn man nur seinen Gedanken nachhängt ist das nichts, eine wichtige Rolle spielt.
Am nächsten Morgen hatten wir ein super leckeres Frühstück um 8 Uhr und legten uns dann nochmal ein bisschen ins Bett zum schlafen. Gegen 11 Uhr checkten wir aus und suchten ein podapoda. Es stellte sich heraus, dass podapodas nicht am Sonntag fahren, dafür aber Taxis. Und die sind genauso teuer. Die Fahrt war allerdings ungemütlicher. Zwischenzeitlich saß Tabea fast auf meinem Schoss. Wir waren mal fünf Leute auf drei Sitzen, manchmal auch drei. Zum Großteil saßen auch vorne immer drei. Natürlich wurde dann vor den Policestops gestoppt. Die Menschen, die zu viel waren, rausgelassen, welche dann über den Policestop liefen und dann wieder einstiegen. Gegen 12 Uhr waren wir dann wieder in Bo.
Ein gelungener Wochenend-Trip!

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