Sieben Monate.
Mehr als sieben Monate bin ich nun in Sierra Leone. Und hätte mir jemand vor sieben Monaten gesagt, dass man mich mit kleinen Dingen aus Deutschland so glücklich machen könnte, hätte ich wohl nur die Schulter gezuckt und "Vielleicht" gesagt. Nun bin ich aber schon sieben Monate in Salone und schon nach etwa drei Monaten wusste ich, dass wohl irgendwann dieser Punkt erreicht wäre.
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Seeing the things from Germany |
Und er war definitiv erreicht, als Milli am 12.Juli zurück nach Sierra Leone kam, nach einem zwölf tagigem Aufenthalt in Deutschland. Sie meinte zu uns, sie hätte etwas zu essen aus Deutschland mitgebracht und ich lief los um mir die Hände zu waschen. Auf dem Rückweg sah Jan mich kommen und hielt eine Verpackung an die Scheibe. Was jetzt kommt wird wohl niemand wirklich verstehen und manche werden wohl denken, dass meine Reaktion ein bisschen übertrieben sei, aber da stehe ich drüber, denn die wenigsten von euch können wohl die Situation hier wirklich einschätzen. Und selbst wenn ich versuche zu erklären, dass es hier so viele Sachen nicht gibt und man deshalb auch so einiges nichtmal selber machen kann. Dass man Sachen sofort kaufen muss, wenn sie da sind, weil man nie weiß wann es sie wiedergibt usw, ist es wohl wirklich schwer aus deutscher Sicht zu verstehen. Ich wollte es dennoch schreiben, da es einen guten Einblick in meine Gefühlslage mit dieser Situation gibt. Okay zurück zum 12. Juli.
Jan hielt also eine Verpackung von der Marzipantorte von Coppenrad & Wiese hoch und mich überkam eine Welle von Glücksgefühlen und ich wusste nicht wohin damit. Also schrie ich einmal auf, fing an auf und ab zu hüpfen und sagte mir: "Nicht weinen, Anna. Nicht weinen!" Letzteres erübrigte sich, als ich ins Auto stieg und die Torte dort wirklich vor mir sah. Da weinte ich dann doch ein bisschen. Aber vor Glück! Die Marzipantorte ist nämlich mein Lieblingskuchen und ich habe ihn mir immer gewünscht, wenn ich mir einen Kuchen oder etwas wünschen durfte. Als wir nun diese riesen Torte aßen und ich nicht aufhören konnte zu grinsen, stellte ich fest das ich auch nicht aufhören konnte zu essen. Das hatte ich noch nie! Ich stand also da aß eine Gabel nach der anderen und ich merkte, dass wenn ich nicht aufhören würde, würde ich mich bald übergeben. Und obwohl mir das bewusste war, konnte ich einfach nicht aufhören. Also musste ich Jan anflehen mir ihn wegzunehmen, was er auch tat. Noch eine Stunde später musste ich mich zusammenreißen, dennoch dachte ich die ganze Zeit: "Das war es wert!" Also eine Memo an alle, die vorhaben in der Anfangszeit in Deutschland mit mir Essen oder einen Kaffee trinken zu gehen: Bitte, bitte, bitte, helft mir rechtzeitig aufzuhören zu essen!
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Happy Anna |
Springen wir nun 2 Tage weiter. Da waren wir dann nämlich wieder in Bo und Milli packte ihre Sachen aus und hatte auch einige kleine Sachen für mich mitgebracht. Nun habe ich also einen neuen Schokoladenvorrat von Schokobons, Buenos und Rittersport. Dazu kommt, dass ich endlich wieder UHU Kleber habe, den ich für den Schulunterricht mit den Kids brauche. Auch hat Jan mir ein Taschenmesser bestellt (von dem ich nichts wusste), weil ich von seinem Dosenöffner an seinem so begeistert war und es mir geschenkt. Ich habe mich sehr gefreut. Auch erwähnt werden muss das Buch und die wunderbare Malerei von Sarah (Ich weiß das du den Blog liest, also zum 1.000 Mal nochmal danke) und ein neuer Knopf für meine Tasche (nicht von Sarah). Auch an diesem Tag habe ich nochmal geweint, weil ich mich so gefreut habe. Also hätte mir jemand vor 7 Monaten gesagt: "Hey Anna, ich glaube du wirst weinen, wenn du das erste Mal nach langer Zeit Sachen aus Deutschland bekommst.", hätte ich wohl nur die Schulter gezuckt und "Vielleicht" gesagt, doch jetzt kann ich niemandem garantieren, dass ich nicht weine, wenn ich das erste Mal in Deutschland ins Restaurant gehe ;)
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